Cannabis im Unterricht: Warum bloße Aufklärung nicht reicht
- Anna-Rosa Haumann
- 19. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März
Von Anna-Rosa Haumann
Der Konsum von Cannabis ist längst Teil der Alltagswelt vieler Jugendlicher – unabhängig davon, ob eine Legalisierung gesetzlich bereits umgesetzt ist oder nicht. Umso mehr stellt sich im Schulalltag die Frage: Wie kann schulische Prävention heute noch wirksam sein? Reicht es, Fakten zu vermitteln und vor Risiken zu warnen? Oder braucht es neue Wege, um Jugendliche zu erreichen?
Dieser Beitrag zeigt auf, warum reine Aufklärungsarbeit oft zu kurz greift – und wie interaktive Methoden wie Planspiele einen echten Mehrwert in der Präventionspädagogik leisten können.

Aufklärung reicht nicht – wenn sie nicht berührt
Seit Jahrzehnten setzen Schulen auf klassische Präventionsprogramme: Informationsplakate, Referate über Suchtgefahren, vielleicht ein Besuch von Polizei oder Drogenberatung. All das hat seine Berechtigung – aber Studien zeigen, dass kognitiv orientierte Aufklärung allein oft nur geringe Langzeitwirkungen erzielt (vgl. Petermann 2013).
Vor allem bei Jugendlichen, die bereits Kontakt mit Konsumformen hatten oder im sozialen Umfeld erleben, greift reine Risikoaufklärung oft zu kurz. Abwehrreaktionen, Desinteresse oder zynischer Humor sind typische Reaktionen im Unterricht.
Prävention muss Lebenswelt ernst nehmen
Moderne Präventionspädagogik betont daher die Bedeutung von:
Lebensweltbezug
Selbstreflexion
Entscheidungskompetenz
kritischem Austausch in Gruppen
Jugendliche müssen sich nicht nur informieren, sondern auch Aushandlungsprozesse erleben: Was bedeutet Verantwortung für sich selbst und andere? Welche Rolle spielen Gruppendruck, Medienbilder und gesellschaftliche Doppelmoral? Solche Fragen lassen sich nicht mit Zahlen beantworten – sondern nur im Dialog und durch Erleben.
Planspiele als Erfahrungsraum – statt erhobenem Zeigefinger
Ein Planspiel bietet genau diesen Erfahrungsraum. Statt der Frage „Ist Cannabis gefährlich?“ geht es um gesellschaftliche Perspektiven:
Wie positionieren sich besorgte Eltern, eine Fachkraft der Drogenberatung, die Schule, Polizei, Politik, der Verein Kifferfreunde e. V. oder die betroffenen Jugendlichen zur Legalisierung und zum Umgang mit Cannabis im Alltag?
Welche Argumente prallen aufeinander – und wie wird am Ende eine Entscheidung ausgehandelt?
Die Jugendlichen übernehmen Rollen, erleben Perspektivwechsel und ringen um Konsens – genau das fördert Urteilsbildung, Empathie und kritisches Denken. Die Reflexionsphasen am Ende vertiefen den Transfer auf die eigene Lebensrealität.
Statt Vorgaben: Verantwortung ermöglichen
In einem Planspiel zur Cannabisprävention geht es nicht um eine einfache Botschaft („Sag Nein!“), sondern darum, Jugendlichen ein Forum zu geben, in dem sie selbst herausfinden können:
Was ist meine Haltung?
Welche Argumente überzeugen mich?
Welche Verantwortung trage ich in einer offenen Gesellschaft?
Gerade dadurch wirkt Prävention nicht belehrend, sondern empowernd.
Cannabis als gesellschaftliche Debatte im Klassenzimmer
Die aktuelle Debatte über Legalisierung bietet einen idealen Anlass, um nicht nur über Konsumgefahren zu sprechen, sondern auch über:
Gesetzgebung und ihre Folgen,
Abgrenzung zwischen legal und illegal,
Verantwortung von Staat, Individuum und Gemeinschaft.
Das alles kann ein Planspiel abbilden – niedrigschwellig, aktivierend und nachhaltig.
Fazit: Prävention braucht neue Zugänge
Ein Planspiel ersetzt keine Fachinformation – aber es macht soziale Dynamiken, Dilemmata und Verantwortung erlebbar. Es motiviert, statt abzuschrecken. Und es stärkt die Fähigkeit zur selbstständigen Meinungsbildung – ein zentrales Ziel schulischer Bildung. Statt also auf „mehr Fakten“ zu setzen, braucht Prävention vor allem eins: mehr Teilhabe.
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Verwendete Literatur
Petermann, Franz: Suchtprävention in der Schule. Grundlagen, Konzepte und Methoden, Stuttgart 2013, S. 24–27.
Raithel, Jürgen/ Dollinger, Bernd: Jugend und Sucht. Grundlagen – Forschung – Praxis, Wiesbaden 2011, S. 102–107.
DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen): Suchtprävention – Positionspapier. Hamm 2017, S. 5–10.
Scherr, Albert: Politische Bildung in der Suchtprävention – Möglichkeiten und Grenzen, in: Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht): Jahrbuch Sucht 2018, Lengerich 2018, S. 83–88, hier S. 85.
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